Sonntag, 201129

Gestern Morgen, ich komme gerade von meinen Eltern zurück. Diverse Diskussionen mit meinem Vater sowie der Verkehr in dieser Stadt haben meine Laune recht tief sinken lassen. Und so biege ich in die schmale, zugeparkte Kiez-Straße ein, in der wir zuhause sind, hinten drin eine randvolle Klappkiste mit Zeug aus dem Laden. Da ich keine Lust habe, das Teil weiter als nötig zu tragen, meinem kaputten Arm sei Dank, halte ich vor der Haustür zum entladen. Warnblinke an und los. Hinter mir steht eine Frau und gestikuliert wird. Dafür schenke ich ihr einen passenden Blick und lade erst mal aus, in Ruhe, um im Anschluss weiter zu fahren, in der Hoffnung auf irgend eine Nische für den Bobbycar. Das Weib folgt mir dicht auf. Vor der nächsten Lücke halte ich und blinke. Sie steht gleich hinter mit und fährt keinen Millimeter zurück, worauf ich sofort aussteige und sie nicht bitte, sondern auffordere, doch ein paar Meter zurück zu rollen, damit ich einparken könne. Lautstark beschwert sie sich über meinen Ton, was wäre, wenn sie nicht – ob ich ihr dann „auf die Fresse hauen“ würde – Originalton – man hätte ja schließlich schon so lange auf mich gewartet … Ich steige wieder ein und tue nichts, bis sie endlich zurück rollt. Sie parkt anschließend ebenfalls ihre Karre auf einem privaten Stellplatz, keift mich an, dass die Welt solche Menschen wie mich nicht braucht und haut ab, bevor ich in Versuchung komme, ihr gepflegt zu antworten.

Recht hat sie ja, so etwas wie mich braucht die Welt nicht wirklich, umgekehrt wird aber auch ein Schuh draus. Natürlich wäre die Lage nicht so eskaliert, wäre mein Vormittag etwas harmonischer verlaufen. Gereizte Stimmung ist weit verbreitet, offensichtlich nicht nur bei mir. Der weise Mönch in mir stellt mal wieder die eine Frage, ob das denn nun nötig gewesen sei. Natürlich nicht, und richtig lustig war`s auch nicht. Vielleicht gefiel ihr auch mein Äußeres nicht, die Armee-Jacke, die DTH-Wollmütze mit dem skelettierten Adler und natürlich die Sonnenbrille dabei. Können diese Augen lügen? Ja, mittlerweile geht es, mit nur wenig schlechtem Gewissen. So what.

Sonst so? Eine gute Freundin ist an C. erkrankt. Somit wird meine samstägliche Runde noch ein wenig weiter, Zeug vorbei bringen und so. Das Gefühl weitergeben, nicht allein auf diesem Planeten zu sein. Gutes Karma schaffen und die Gewalt-Phantasien verscheuchen, in Sachen blondierter Kiez-Punzen. So ist das, irgendwo zwischen dem goldenen Herzen und der schwarzen Seite der Seele.

So, schön passend zum ersten Advent.

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