Sonntag, 220814

Schlaflos bei molligen 28 Grad.

Gedankenkreisel, der gestrige Tag. Eigentlich ist alles in Ordnung, der Tag lief alles in allem wie geplant. Wäre da nicht die extrem kurze Zündschnur, was andere Verkehrsteilnehmer angeht. So stelle ich meinen Kleinstwagen in die allerletzten Mini-Lücken, im Kiez Alltag, in der bürgerlichen Nachkriegssiedlung meines Geburtsortes sorgt das für Empörung. Kommt mir gerade recht, da darf ich üben, die Fassung zu bewahren, mit meiner 87-jährigen Mutter neben mir. Allein wäre das möglicherweise anders abgelaufen.

Gottverdammter Stadtteil, ich komme nicht davon weg. Hier bin ich aufgewachsen, hier hat alles seinen lokalen Ursprung. In eine paar Stunden fahren wir wieder dorthin, diesmal liebe Freunde besuchen, die etwas außerhalb, aber immer noch in diesem Kaff wohnen. Ich mag sie sehr, darum nehme ich eine weitere Fahrt entlang der engen, miefigen, mit klebriger Erinnerung behafteten Straßen in Kauf.

Neulich hob wieder jemand Geld ab, am Automaten. Unkonventionell und nicht gerade leise, mitten im „Zentrum“ von dem Dorf. Das ist nicht fein, nein, und ein übles persönliches Saldo rechtfertigt auch nicht den gestörten Nachtschlaf sowie manch schiefhängendes Bild der Eingeborenen oder Zugezogenen dort. Und für mein Ego ist es auch herausfordernd, meine erste Reaktion war der Gedanke, dass wieder unsägliche Idioten am Werk waren. Tiefbegabte Möchtegern-Verbrecher, nehmt mehr Sprengstoff, dann hat sich jedes Parkplatzproblem schnell erledigt. Jagt das ganze Dorf hoch, dann gibt es auch fein Platz für die 2031 geplante Bundesgartenschau.

Und nein, ihr könnt alle nichts dafür. Die historisch leicht inzestuös veranlagten Dörfler ebenso wenig wie die die dusseligen Pseudo-Banditen, vom Vollmond fange ich jetzt mal gar nicht an. Ist nur meine eigene Gereiztheit, meine Schlaflosigkeit, die unter anderen solch grenzwertige Blogeinträge produziert.

Ich gehe jetzt meditieren und dann Brötchen holen. Danach meditiere ich weiter, solange, bis die potentiell üblen Schwingungen der anderen Brötchenholer sich von meinen eigenen getrennt haben. Zwar werde ich sie nicht alle lieben können, aber irgendwo muss ja angefangen werden.

I’m a loner in a claustrophobic mind

10 Gedanken zu “Sonntag, 220814

  1. Wenn ich „gereizt“ durch zu viele widrige Umstände, so ähnlich wie es dir ergeht, dann zeigt sich der echte, tief innere Mensch. Das Mäntelchen der Wohlerzogenheit riskiert zu fallen, bzw. fällt für Sekunden/Minuten weg. An sich ein gutes Erlebnis, weil ich dann auch in diesen Momenten meine wahre Natur, bzw. wahre Bedürfnissen, auch. meine durch Erziehungsdruck vergrabenen Talente zu und Träume wieder finde. Durch die jetzigen Umstände (langes Liegen wegen Schmerzen, im Anschluss angeblich lebensbedrohliche Lungenembolie und Entzündungen, gepaart mit Klinikaufenthalt, währenddem ich um jedes Fitzchen menschlicher Würde kämpfen musste – ich fürchte, ich muss ein Buch darüber schreiben oder zumindest einige Bilder malen, um das Erlebte zu verkraften), also durch diese Ereignisse habe ich „mich selbst“ in aller Deutlichkeit. gespürt. Die „Aggression“ gegenüber dem Erlebten zeigt letztlich die inneren Werte, die einem wirklich wichtig sind.
    Reiner, ich wünsche dir alle Kraft, deine schwierige Zeit zu schaffen und letztlich gestärkt daraus hervor zu gehen.
    😎 Du weißt ja, was ich mit diesem Emoji meine: Ich gebe dir gern was vom meiner Kraft und Mut ab. Wie das alte Sprichwort sagt: Geteilte Freude, doppelte Freude. Hier eben Kraft und Mut. Bleib im guten Sinne cool. LG, Sabina – Holda Stern

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    1. Liebe Sabina, es tut mir sehr leid, zu lesen, wie es dir ergangen ist. Ich danke dir sehr herzlich für deine gute Wünsche und hoffe, du wirst schnellstmöglich wieder gesund!

      Ja, Kraft und Mut – ich habe den Emoji nicht vergessen, obgleich das schon so viele Jahre her ist. Du warst für mich eine der ersten Menschen hier im Blogland, die es aufrecht mit mir meinten, vor weit über 10 Jahren bei blog.de noch. Dafür und für deine Beständigkeit in deinem Herzen danke ich dir aufrichtig und gebe dir die guten Wünsche gerne zurück 😎
      Liebe Grüße, Reiner

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  2. Nein, alle lieben kann man nicht…und schon gar nicht immer. 😌…häufig ist es schon der Liebe genug den anderen ihr Leben zu lassen, so wie es halt nun mal ist…und sich selbst vom Acker zu machen 😌…wenn wir ehrlich sind…schicke Dir liebe Grüße und wünsche Dir einen erholsamen Rest-Sonntag , bis ganz bald
    Daniela 😊🙋‍♀️

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      1. Ja, lieber Reiner…es ist schon so, je vertrauter uns unser eigener Schatten ist, desto einfacher wird es andere sein zu lassen wie sie sind. Aber Hand aufs Herz…kennst Du jemanden dem das immer und in jeder Situation gelingt? …Mir ist noch niemand begegnet. Und vermutlich ist das auch gut so, denn was wäre , wenn alles immer nur ebenmäßig gut wäre? Vermutlich wären wir dann bereits tot, zumindest seelisch. Auch nicht unbedingt erstrebenswert, oder?! In diesem Sinne, hab eine gute Nacht mit spannenden Träumen und fühl Dich herzlichst gegrüßt,
        Daniela 😊🙋‍♀️💫⭐️💫

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  3. Sich gegen das IST aufzulehnen strengt an und hilft nicht weiter, das IST ist wie es ist und da es das IST ist, ist es JETZT schon wieder Vergangenheit. Sich daran zu klammern, nimmt Kraft für das JETZT. Wieso Kraft für das Nichts vergeuden? Sich vom Zorn auf das Vergangene beherrschen zu lassen heißt, vor dem JETZT zu kapitulieren. Hilft das im JETZT weiter?

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