Gestern Morgen, ich komme gerade von meinen Eltern zurück. Diverse Diskussionen mit meinem Vater sowie der Verkehr in dieser Stadt haben meine Laune recht tief sinken lassen. Und so biege ich in die schmale, zugeparkte Kiez-Straße ein, in der wir zuhause sind, hinten drin eine randvolle Klappkiste mit Zeug aus dem Laden. Da ich keine Lust habe, das Teil weiter als nötig zu tragen, meinem kaputten Arm sei Dank, halte ich vor der Haustür zum entladen. Warnblinke an und los. Hinter mir steht eine Frau und gestikuliert wird. Dafür schenke ich ihr einen passenden Blick und lade erst mal aus, in Ruhe, um im Anschluss weiter zu fahren, in der Hoffnung auf irgend eine Nische für den Bobbycar. Das Weib folgt mir dicht auf. Vor der nächsten Lücke halte ich und blinke. Sie steht gleich hinter mit und fährt keinen Millimeter zurück, worauf ich sofort aussteige und sie nicht bitte, sondern auffordere, doch ein paar Meter zurück zu rollen, damit ich einparken könne. Lautstark beschwert sie sich über meinen Ton, was wäre, wenn sie nicht – ob ich ihr dann „auf die Fresse hauen“ würde – Originalton – man hätte ja schließlich schon so lange auf mich gewartet … Ich steige wieder ein und tue nichts, bis sie endlich zurück rollt. Sie parkt anschließend ebenfalls ihre Karre auf einem privaten Stellplatz, keift mich an, dass die Welt solche Menschen wie mich nicht braucht und haut ab, bevor ich in Versuchung komme, ihr gepflegt zu antworten.
Recht hat sie ja, so etwas wie mich braucht die Welt nicht wirklich, umgekehrt wird aber auch ein Schuh draus. Natürlich wäre die Lage nicht so eskaliert, wäre mein Vormittag etwas harmonischer verlaufen. Gereizte Stimmung ist weit verbreitet, offensichtlich nicht nur bei mir. Der weise Mönch in mir stellt mal wieder die eine Frage, ob das denn nun nötig gewesen sei. Natürlich nicht, und richtig lustig war`s auch nicht. Vielleicht gefiel ihr auch mein Äußeres nicht, die Armee-Jacke, die DTH-Wollmütze mit dem skelettierten Adler und natürlich die Sonnenbrille dabei. Können diese Augen lügen? Ja, mittlerweile geht es, mit nur wenig schlechtem Gewissen. So what.
Sonst so? Eine gute Freundin ist an C. erkrankt. Somit wird meine samstägliche Runde noch ein wenig weiter, Zeug vorbei bringen und so. Das Gefühl weitergeben, nicht allein auf diesem Planeten zu sein. Gutes Karma schaffen und die Gewalt-Phantasien verscheuchen, in Sachen blondierter Kiez-Punzen. So ist das, irgendwo zwischen dem goldenen Herzen und der schwarzen Seite der Seele.
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Die dunkle Seit 🙂 Kenn ich. Schicke mal ein paar besinnliche Adventsvibes und gute Besserung für Deine Freundin rüber.
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Danke 🙂
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es gibt so tage… da ist man nicht in bester laune und trifft auch noch auf einen besonders netten mitmenschen. in solchen fällen hole ich meinen flachmann raus und nehme einen großen schluck…
dass ich ein arschloch bin, weiß ich doch selbst. was muss diese tussie da derart rumzetern!
hoffentlich ist deine gute freundin nicht allzu schwer erkrankt. die meisten, die positiv getestet werden, haben ja gott sei dank keine oder nur schwache symptome. ich denke, dass corona nicht die seuche ist, die uns alle umbringen wird. meiner bescheidenen meinung nach ist der mensch selbst die seuche und sägt seit einiger zeit fleißig an dem ast, auf dem er sitzt.
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Es geht ihr relativ gut, Symptome einer Grippe, aber nichts wildes, Gott sei Dank. Wobei der Verlauf total verschieden ist, bei jedem anders. Aber ja – mir machen meine Mitmenschen mehr Sorge als der Virus ….
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Ich schließe mich Gisela an und habe auch gerade Ärger mit meinem Pöbel- Nachbarn. Ich liebe Euch doch alle….damit können wir die Meckermenschen wenigstens innerlich in Schach halten!💖
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Danke, Erich 🙂
Und Danke dir, liebe Regine ❤
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Lieber Reiner, gerade „so etwas“ wie Dich braucht die Welt! Einen Freund, der einer an C. Erkrankten lebenswichtige Dinge vor die Türe stellt.
Nimm die Alten nicht so ernst, sie ziehen Dich sonst runter. Das haben meine Eltern auch immer wieder gemacht. Man muss lernen, darüber hinwegzusehen.
Ich merke schon lange, dass die Welt immer mehr „auf Krawall gebürstet“ ist. Dem will ich mich immer weniger aussetzen. Deshalb habe ich vor zwei Wochen meinen ziemlich neuen Mercedes verkauft. Jetzt bin ich erleichtert. Meine Welt ist wieder kleiner geworden.
Ich wünsche Dir eine schöne Adventszeit. Lass Dich nicht unterkriegen! 🙏👼
Ganz liebe Grüße
Gisela
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Danke 🙂 Lieben Gruß auch dir 👋
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Menschen, die die Welt nicht braucht, gibt es wie Sand am Meer und du bist keiner davon 🍀
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Dann ist ja Hoffnung 😉
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😁
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Das in Punkto ausladen kenne ich, nicht die „Flügel“ lahmen, die Luft wird knapp. Aber; wenn Du weißt, das Du langsam bist, beeile Dich. 🙂
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Manchmal denke ich auch, dass Corona in den Kopf geht – nee es ist die Unsicherheit, die Angst, die da wirkt!
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So ist das mit der Liebe, du erinnerst dich?
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Kann den Link leider nicht öffnen.
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Witzig, ich hatte das kurze Video schon mal in meinem Blog eingebettet: ich glaube, es war Teil eines ein T-online Videos, dass ich vom Rechnerbildschirm „abgefilmt“ hatte.
😉
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Ah, jetzt 🙂
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Ist alles nicht so einfach …
Bei mir im Stadtteil hab ichs halt viel mit Touristen zu tun, die da flanieren gehen wo andere einkaufen … sprich, sinnlos rumstehen und den Weg versperren wo ICH DOCH DA DURCH WILL 😡😤🤮😁😁😁
MOIN 😂😂😂🐟
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Moin 🐟🐟🙂
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„so etwas wie mich braucht die Welt nicht wirklich“… und sonst so ist da jemand der dich gerade braucht 🙂
Meine Welt machst du schöner.
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Danke 🙂
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