Mittwoch, 201014

Wenn ich sehe, was derzeit Pandemie-bedingt durch die Schutzmaßnahmen an Existenzen vernichtet wird, wird mir flau. Die vielen Menschen im Veranstaltungs- und Gastgewerbe haben mein Mitgefühl. Gleichzeitig spüre ich tiefe Dankbarkeit, seinerzeit einen Beruf mit „Substanz“ ergriffen zu haben und darüber hinaus eine Menge glückliche Fügungen erlebt haben zu dürfen, die mich bis heute seit nunmehr 42 Jahren ununterbrochen erwerbstätig sein ließen.

Lange Zeit habe ich Menschen ein wenig beneidet, die beruflich „irgend etwas kreatives“ lebten. Oder in direkter Weise an der hedonistischen Maxime unserer Gesellschaft ihr Auskommen hatten. Indirekt trifft das auch auf mich zu, mache ich doch seit Urzeiten schon „irgendwas mit Autos“. Und – zu meiner eigenen Gewissensberuhigung bin ich an der Wertschöpfung von Fahrzeugteilen beteiligt, die unabhängig von der Antriebsart in allen Fahrzeugen benötigt werden. Auch ein Segen, in der Zeit heute.

Und nein, ich bin kein Feind von Vergnügungen. Obgleich spät evangelisch getauft, auch kein Vertreter von purem beten & arbeiten. So wie Millionen andere bin ich in einer Welt aufgewachsen, deren Hauptzweck, so wurde es mir vermittelt und rundherum vorgelebt, darin bestand, sich die Taschen zu füllen, weil das letzte Hemd eben keine solchen hat. Die Frage nach einem wie auch immer gearteten tieferen Sinn, in Kombination mit meinem persönlichen Zuschnitt als süchtiger Mensch hat mich an Abgründe gebracht, die ich nicht nur überleben, sondern auch an ihnen wachsen durfte. Stofflicher Genuss hat heute für mich da seine Grenzen, wo er anfängt, mein Bewusstsein zu manipulieren. Darüber hinaus weiß ich heute freie Zeit sehr zu schätzen, bin mir selbst zunehmend mehr ein Freund und brauche nicht viele Mittel, um Frieden zu finden.

Die Mischung macht es. Ich wünsche uns ein wenig mehr Bodenständigkeit, in Verbund mit spiritueller Tiefe, die nicht erst am Boden der Abgründe zu finden ist.

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PS: Die Grinsekatz gibt es nun auch wieder bei Facebook.

13 Gedanken zu “Mittwoch, 201014

  1. Lieber Reiner, ein schönes Foto mit dem Schiller-Zitat obenan. Ist darüber ein Freimaurerzeichen? Er mochte kein Sektierertum, was ich ihm nicht verdenken kann.

    Ich bin vollkommen Deiner Meinung. Es ist wie bei der Tarotkarte „Der Narr“. Er geht vertrauensvoll mit den Augen zum Himmel gerichtet und behält dabei den festen Boden unter den Füßen. Dabei darf er den Aspekt der Freude nicht verlieren.

    Hab einen schönen Tag!

    Herzliche Grüße von Gisela

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  2. Eine Insolvenz zu verschleppen oder zu vertuschen ist eine strafbare Handlung. Diese Regierung hat im Rahmen der „Pandemie“ Insolvenzen bis März 2021 ausgesetzt um nicht das Ausmaß ihrer verfehlten Politik sichtbar zu machen. Das heißt, spätestens ab April 2021 werden wir es mit einen Tsunamie von Insolvenzen zu tun haben.. Spätestens dann wird der Masse bewußt, wie böswillig wir verarscht wurden.Nichts desto Trotz drehen die weiter an der Vernichtungspolitik der Existenzen weiter.

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  3. von dem christlichen kladderadatsch abgesehen, stimme ich dir voll zu. bodenständigkeit ist wichtig für den halt. und spirituelle/geistige/emotionale tiefe ist wichtig für mitgefühl, senibilität, toleranz, weitblick und verständnis.
    mit meinem job habe ich auch glück in diesen krisenzeiten. es tut mir sehr leid für alle, die existentiell bedroht sind, deren geschäft den bach runtergeht… natürlich denke ich da vordererst an die vielen kneipenbesitzer. wo soll ich in der zukunft in netter gesellschaft mein bier trinken?

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  4. „BIch wünsche uns ein wenig mehr Bodenständigkeit, in Verbund mit spiritueller Tiefe, die nicht erst am Boden der Abgründe zu finden ist.“

    Schön gesagt, es muss nur ngetan werden… Mit 42 Arbeitsjahren gehörst du wahrscheinlich zu einer bald aussterbenden Spezies 🧙‍♂️🙋‍♀️

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  5. Ich hoffe auch, dass Neues und Gutes erwächst, nachdem unsere Welt durch die Pandemie so durch die Mangel gedreht wurde. Möglicherweise lernen wir Gutes und Überlebenswichtiges mehr zu schätzen. Wir werden zur Zeit an die Fragilität unseres Planeten und an die der gesamten darauf lebenden Kreaturen erinnert. Und ja, es wird wieder nur ein Bruchteil der Menschen sein, der diese Erkenntnisse in die Welt tragen wird. Viele sind bereits unterwegs. Das stimmt mich hoffnungsvoll.

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Senf dazu?